Jüdische Sternstunden. Eine interstellare Reise zu jüdischen Komponistinnen.

Wann:
Donnerstag, 25.09.2025, 19:30 Uhr

Wo:
Planetarium Hamburg

Werke von:
Henriette Bosmans / Ruth Schönthal / Fanny Hensel / Vally Weigl

Mitwirkende:
Dr. Mariana Wagner / Emanuel Meshvinski / JCOHH


Das Jewish Chamber Orchestra Hamburg lädt zu einer außergewöhnlichen musikalischen Reise ins Planetarium Hamburg ein. Im Mittelpunkt stehen herausragende jüdische Komponistinnen wie Ruth Schönthal, Fanny Hensel, Vally Weigl und Henriette Bosmans, deren Werke einst im Schatten standen. Ihre Musik erklingt in einem einzigartigen Zusammenspiel mit der faszinierenden Welt der Astronomie. Begleitet von atemberaubenden Sternenprojektionen erzählt das JCOHH auch von den „unsichtbaren“ Pionierinnen der Astrophysik.

Moderiert vom Künstlerische Leiter des JCOHH Emanuel Meshvinski zu den Komponistinnen und von der Astrophysikerin und Musikerin Dr. Mariana Wagner zu den Wissenschaftlerinnen machen wir uns auf eine musikalische, wissenschaftlich fundierte und zutiefst menschliche Reise durch das All. Ein Abend voller Poesie und Wissenschaft – und eine Hommage an starke Frauen, die sich mit Ausdauer, Disziplin und Leidenschaft trotz der gesellschaftlichen Einschränkungen ihrer Zeit durchsetzten. Nicht nur als beindruckende Pionierinnen, sondern auch als stille Rebellinnen für Gleichberechtigung in Wissenschaft und Musik.

Vera Rubin (1928–2016) 
War eine wegweisende US-amerikanische Astronomin und Pionierin auf dem Gebiet der Galaxienforschung. Ihre Arbeit lieferte den entscheidenden Beweis für die Existenz der Dunklen Materie, einer unsichtbaren, aber massereichen Substanz, die das Universum strukturiert. Als Tochter jüdischer Einwanderer setzte Rubin sich auch für Frauen in der Wissenschaft ein. Trotz zahlreicher Barrieren blieb sie eine unerschütterliche Verfechterin von Neugier, Gleichberechtigung und wissenschaftlicher Integrität. Ihr Vermächtnis leuchtet weiter – heute trägt das Vera C. Rubin Observatory in Chile ihren Namen.

Jocelyn Bell Burnell (*1943)
Eine nordirische Astrophysikerin, die 1967 als Doktorandin an der Universität Cambridge eine der bedeutendsten Entdeckungen der modernen Astronomie machte: Sie entdeckte die ersten Pulsare – schnell rotierende Neutronensterne, die in regelmäßigen Abständen Radiowellen aussenden. Ihre Beobachtung wurde zunächst fälschlicherweise für ein Signal außerirdischer Herkunft gehalten und scherzhaft „LGM“ („Little Green Men“) genannt. Obwohl ihr Doktorvater Antony Hewish 1974 gemeinsam mit Martin Ryle den Nobelpreis für diese Entdeckung erhielt, wurde Bell Burnell nicht ausgezeichnet. Trotzdem blieb sie ihr Leben lang engagiert. 2018 stiftete sie das Preisgeld eines renommierten Wissenschaftspreises (3 Mio. Pfund) zur Förderung von unterrepräsentierten Gruppen in der Physik.

Caroline Herschel (1750–1848) 
War eine deutsch-britische Astronomin und Pionierin der Himmelsforschung – und eine der ersten Frauen, die in der Wissenschaft offiziell anerkannt und bezahlt wurden. Geboren in Hannover als Schwester des berühmten Astronomen William Herschel, unterstützte sie ihn zunächst bei seiner Forschung, wurde aber bald selbst zur wegweisenden Forscherin. Sie entdeckte acht Kometen, half dabei, das damals bekannte Universum zu ordnen und zu erweitern, und wurde 1828 von der Royal Astronomical Society mit einer Goldmedaille ausgezeichnet – eine Ehre, die danach über 150 Jahre lang keiner anderen Frau mehr zuteilwurde.

Margaret Burbidge (1919–2020)
War eine bahnbrechende britisch-amerikanische Astrophysikerin, deren Arbeit die moderne Kosmologie und unser Verständnis vom Ursprung der Elemente im Universum entscheidend geprägt hat. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Geoffrey Burbidge sowie Fred Hoyle und William Fowler veröffentlichte sie 1957 das berühmte B²FH-Papier (nach den Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen), das revolutionär war: Es zeigte, dass alle chemischen Elemente im Innern von Sternen durch Kernfusion entstehen. Diese Erkenntnis war ein Meilenstein in der Astrophysik und veränderte das Bild vom Kosmos: Wir bestehen aus Sternenstaub. Ihr Vermächtnis verbindet die Poesie des Universums mit der Notwendigkeit von Chancengleichheit. Ihre Botschaft: Die Bausteine der Welt sind in allen von uns – und niemand sollte vom Blick in die Sterne ausgeschlossen sein.

Programm

PROLOG: Das leise Flackern
Ilse Fromm-Michaels – „Musica Larga“ für Klarinette und Streichquartett

KAPITEL 1: Pulsare & Polyphonie – Das Tempo des Kosmos
Einführung zu Henriette Bosmans & Jocelyn Bell Burnell
Henriette Bosmans – Streichquartett

KAPITEL 2: Verborgene Bahnen – Unsichtbares wird hörbar
Einführung zu Ruth Schönthal & Vera Rubi
Ruth Schönthal – Streichquartett Nr.3 „In Memoriam Holocaust“, II. „Lament and Prayer“

— Pause —

KAPITEL 3: Stille Entschlossenheit & die Kraft weiblicher Intelligenz
Einführung zu Vally Weigl & Caroline Herschel
Vally Weigl – Oiseau de la vie (Bird of life) for clarinet solo

KAPITEL 4: Galaktische Schwestern – Geboren aus Kernfusion & Sternenstaub
Einführung zu Fanny Hensel & Margaret Burbidge
Fanny Hensel – Auszüge aus Streichquartett

FINALE: Sternenlicht bleibt – Aus der Erinnerung in die Zukunft
Gemeinsames Gedenken und Blick in die Zukunft
Reprise des Eröffnungsstücks „Musica Larga“, Ilse Fromm-Michaels