„Cantata Bolivia“ – ein jüdisches Meisterwerk kehrt zurück
Wann:
Dienstag, 27.01.2026, 18:00 Uhr
Wo:
Dom zu Lübeck
Werke von:
Erich „Erck“ Eisner / Yolanda Bedregal de Conitzer
Mitwirkende:
LandesJugendChor Schleswig-Holstein / Nina Petri / Stella Motina / Genevieve Tschumi / Gevorg Aperants / Bruno Vargas / JCOHH
Unser Herzensprojekt
Am 27. Januar 2026, am Tag des Gedenkens zur Befreiung von Ausschwitz, erklingt im Dom zu Lübeck ein außergewöhnliches Werk der Erinnerung und Dankbarkeit: „Cantata Bolivia“ – komponiert 1941 vom jüdischen Musiker Erich „Erck“ Eisner, der vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Südamerika fliehen musste.
In der Fremde gründete er das Nationale Symphonieorchester Boliviens und widmete seinem Zufluchtsland diesen farbenreichen Lobgesang – eine Verbindung aus europäischer Kompositionstradition und lateinamerikanischen Klängen, berührend und voller Hoffnung.
Nun kehrt das Werk – über 80 Jahre nach seiner Entstehung – erstmals nach Deutschland zurück. Es erklingt im Rahmen des ökumenischen Gedenkgottesdienstes zum Tag der Befreiung von Auschwitz, musikalisch bereichert vom Jewish Chamber Orchestra Hamburg unter der Leitung von Emanuel Meshvinski, gemeinsam mit dem LandesJugendChor Schleswig-Holstein.
Exil-Komposition erlebt deutsche Uraufführung
Ermöglicht wird diese kulturelle Heimkehr auch durch das unermüdliche Engagement von Manfred Eisner, dem Sohn des Komponisten, der als Kind das Exil in Bolivien erlebte und heute in Brokdorf lebt. Als Shoa-Überlebender, Zeitzeuge, Autor und leidenschaftlicher Brückenbauer zwischen den Generationen setzt er sich seit Jahren dafür ein, das Werk seines Vaters und die Geschichten jüdischer Überlebender lebendig zu halten. So wird die Aufführung der „Cantata Bolivia“ zu einem Zeichen von Versöhnung und Hoffnung – und zu einer Einladung, gemeinsam zu erinnern und die verbindende Kraft der Musik zu feiern.
Eintritt frei.
Spotlight
Manfred Eisner wird 1935 in München in eine deutsche jüdische Familie geboren. Er wächst wohl behütet auf und bekommt als Kleinkind wenig mit vom Verfolgungsapparat des NS-Regimes.
Im Alter von fast fünf Jahren, als sein Vater, der Kapellmeister und Komponist Erich „Erck“ Eisner, nach geglücktem Entkommen aus dem KZ Dachau bereits in England weilt, unternimmt seine Mutter auch mit ihm einen Fluchtversuch, der durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges scheitert.
Nach einer dramatischen Odyssee findet die Familie schließlich wieder in La Paz, Bolivien, zusammen. Sein Vater vermag es nach immensen Anstrengungen, die Gründung des Nationalen Symphonieorchester Boliviens umzusetzen, das er bis zu seinem Tod 1956 erfolgreich leitet. Zum Dank widmet Erich Eisner seinem Zufluchtsland den Lobgesang „Cantata Bolivia“ – mit einem Text nach einem Gedicht der bolivianischen Dichterin und Schriftstellerin Yolanda Bedregal de Conitzer.
Besetzung
Jewish Chamber Orchestra Hamburg
Landesjugendchor Schleswig-Holstein Chor
Nina Petri Lesung
Stella Motina Sopran
Genevieve Tschumi Alt
Gevorg Aperants Tenor
Bruno Vargas Bass-Bariton
Emanuel Meshvinski Leitung und Moderation