Jüdische Musikschätze – Edvard Moritz
Di 11. Juli 2023, 19 Uhr | Hartungstr. 9-11, 20146 Hamburg
Am 11. Juli 2023 erinnert das Jewish Chamber Orchestra Hamburg an Edvard Moritz, den „Ur-Gründer“ des Ensembles. Der heutige Leiter, Emanuel Meshvinski (21), präsentiert das 1926 von Moritz komponierte Streichquartett op.27 – dazu ein Streichquintett des Hamburger Urgesteins Johannes Brahms sowie ein selbstkomponiertes Stück.
PROGRAMM:
EMANUEL MESHVINSKI
Rhapsody for String Quartet
EDVARD MORITZ
Streichquartett op.27
JOHANNES BRAHMS
Streichquintett Op. 111 Nr. 2 G-Dur
Dauer: 90 min. inkl. Pause
#geschichteatmen
Das Hamburger Musikerbe des Edvard Moritz
Der Violinist, Dirigent und Komponist Edvard Moritz (1891-1974) gründete 1934 das „Jüdische Kammerorchester Hamburg“. Aus der Not heraus, denn wie viele andere jüdische Musiker:innen wurde Moritz ab 1933 vom nationalsozialistischen Regime verfolgt und war gezwungen, sich auf Veranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes zu beschränken. Das Orchester spielte nur vier Konzerte in den Jahren 1934/35, bevor es wegen des Berufsverbots für Juden aufgelöst wurde. Moritz wurde 1935 auf eine von Joseph Goebbels verfasste Liste mit 108 Komponisten gesetzt, die fortan einer strengen Zensur unterworfen wurden. 1937 gelang ihm die Flucht in die USA, wo er seitdem als Komponist, Dirigent und Musiklehrer aktiv war. Edvard Moritz starb 1974 in New York.
2018 gründete der Cellist Pjotr Meshvinski und seine Frau, die Violinistin Natalia Alenitsyna, das neue Jewish Chamber Orchestra Hamburg. Es knüpft an das ehemalige Jüdische Kammerorchester an und reanimiert Jüdische Musikschätze ehemaliger Hamburger Komponisten und Musiker:innen. Das heutige JCO will einerseits an die Zeit des Nationalsozialismus erinnern und andererseits vergessene oder verschollene jüdische Kultur und Musik einem breiten und auch jungen Publikum näherbringen. Neben bekannter klassischer und romantischer Musik werden vor allem Werke jüdischer Komponisten, die in der NS-Zeit verfolgt und/oder ermordet wurden. In den fünf Jahren seit Gründung des Ensembles wurden bereits einige Konzertserien durchgeführt, wie etwa die „Musikalisch-Literarische Stolpersteine“ in Kooperation mit den Hamburger Kammerspielen und dem Verein „321-2021: 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland e.V.“.
Im November 2021 verstarb der bisherige Leiter Pjotr Meshvinski mit erst 55 Jahren an den Folgen seiner langjährigen Diabetes. Sein Sohn Emanuel tritt nun mit beeindruckender Präsenz in seine Fußstapfen: Emanuel Meshvinski (21) wurde in Hamburg geboren, studiert Komposition in Zürich und hat die Verantwortung für das Jewish Chamber Orchestra übernommen. Emanuel begeistert mit frischer Virtuosität, spielerischem Momentum, einem Ensemble junger Musiker:innen und außergewöhnlich lebendigen Konzerterlebnissen in und um Hamburg sowie in ganz Deutschland. Das Konzert für Edvard Moritz wird durch eine freundliche Unterstützung der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur ermöglicht.